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Wussten Sie, ...

dass die Bürgschaftsbank Mecklenburg-Vorpommern, Trägerin des Projektes NACHFOLGEZENTRALE MV, bereits rund 530 Unternehmensnachfolgen durch Hilfe bei der Finanzierung begleitet hat? Was eine Bürgschaft ist und was sie kann, erfahren Sie hier.

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Plötzlich und unerwartet

Kirsten Schubert über den "steinigen Weg der Erben und Unternehmensnachfolger"

Plötzlich und unerwartet von Kirsten Schubert

Was passiert, wenn der Patriarch eines mittelständischen Familienunternehmens plötzlich verstirbt? Welche Fallstricke lauern selbst dann, wenn im Testament eigentlich alles geregelt scheint? Und wie verkauft man ein Unternehmen, wenn es nicht in der Familie fortgeführt werden kann?

Auf die Brisanz solcher Fragen wird in den Medien seit Längerem auf einer sachlichen Ebene hingewiesen. Man findet Notfall-Handbücher und Übergabe-Checklisten bequem zum Download im Internet.

 

Das Buch ist bei Murmann Publishers erschienen.

Auch Kirsten Schubert stellt sich diesen Themen. Aber die Autorin geht einen entscheidenden Schritt weiter: Indem sie aus ihrer eigenen Perspektive über die unerwartete Nachfolgeproblematik des schubertschen Familienunternehmens erzählt, werden all die emotionalen Belastungen, Beziehungsfragen und Unsicherheiten deutlich, die fast jeder Unternehmer in der Nachfolgesituation spürt – für die es aber scheinbar keine einfachen Antworten gibt. Unternehmensnachfolge ist offensichtlich weit mehr als nur eine weitere strategische Geschäftsentscheidung.

Dass dies so ist, war Kirsten Schubert nach eigenem Bekunden schon länger bewusst. Doch die ganze Tragweite dieses Umstandes trat erst mit dem plötzlichen Tod ihres Vaters – des Firmengründers – zutage. Die Autorin verstand sich bis zu diesem tragischen Ereignis durchaus als designierte Nachfolgerin. Sie war als Führungskraft im Unternehmen beschäftigt und ihr Vater forderte sie, indem er ihr Verantwortung übertrug. Doch das Testament sprach letztlich eine ganz andere Sprache. Kirsten Schubert erzählt, wie sie sich mühsam von der Bevormundung durch einen Testamentsvollstrecker befreien musste. Sie berichtet, wie die ängstlich auf Sicherheit und Gleichbehandlung bedachten testamentarischen Regelungen sie letztlich zum Verkauf des Unternehmens zwangen. Und schließlich beleuchtet sie eindrücklich die emotionalen und prozeduralen Fallstricke des eigentlichen Verkaufsprozesses.

Nun ist der Fall Schubert nicht in jeder Hinsicht verallgemeinerbar. Gerade in Mecklenburg-Vorpommern gibt es nur wenige Familienunternehmen mit mehr als 5.000 Mitarbeitern. Die meisten Unternehmen sind deutlich kleiner und es geht in der Regel um sehr viel weniger Geld. Viele Nachfolgen werden bereits zu Lebzeiten des Altunternehmers abgeschlossen. Viele Unternehmer haben tatsächlich Vertrauen in die Führungskompetenz ihrer Nachfolger. Viele Berater sind vertrauenswürdig und verlieren das Mandantenwohl nicht völlig aus den Augen. Und doch bleiben wichtige Denkanstöße:

  • Je komplizierter die Nachfolgeregelung, desto schwieriger wird es unter Umständen für den Nachfolger, das Unternehmen tatsächlich erfolgreich fortzuführen. Wenn einem das Unternehmen also wirklich am Herzen liegt, muss man lernen loszulassen.
  • Es ist absolut entscheidend, offen miteinander über die Pläne und gegenseitigen Erwartungen zu sprechen. Denn auch Gerechtigkeit ist subjektiv und was des einen Lust, kann durchaus des anderen Last sein.
  • Berater verfolgen immer auch ihr finanzielles Eigeninteresse, schließlich sichert die Beratungstätigkeit ihren Lebensunterhalt. Bei allem notwendigen Vertrauen sollte man sich daher nicht vollständig von einem Berater abhängig machen.
  • Die Kaufpreiserwartungen der Übergeber sind nicht selten überzogen. Der emotionale Wert des eigenen Lebenswerkes ist gerade für die Gründergeneration nachvollziehbar hoch, doch potenzielle Käufer bewerten viel rationaler die tatsächlichen Ertragsaussichten des Unternehmens.
  • Wenn es um viel Geld geht, wird die Welt zum Haifischbecken. Es wird gelogen und getrickst. Vorsicht ist geboten!

Diese Erkenntnisse sind wichtig und die Lektüre wert. Auch wenn die Autorin es dem Leser nicht immer leicht macht. Nicht selten hat der Leser das Gefühl, etwas so oder ähnlich weiter vorn schon einmal gelesen zu haben. Diese gefühlten Wiederholungen können ermüden. Des Weiteren untermauert die Autorin ihre eigenen Erfahrungen vielfach durch Expertenäußerungen oder ähnlich gelagerte Fallbeispiele aus der Presse. Dadurch wird der Erzählfluss unterbrochen, und der ganze Text wirkt ein wenig wie Flickwerk. Trotz alledem sei das Buch all denen ans Herz gelegt, die sich im Nachfolgeprozess unsicher und allein gelassen fühlen. Denn ganz unabhängig davon, ob dieses Gefühl tatsächlich zutrifft, kann es hilfreich sein zu erfahren, dass andere ganz ähnliche Gefühlslagen durchlitten und letztlich erfolgreich gemeistert haben. Und für die abgebende Generation ist das Buch ein Plädoyer fürs Loslassen – damit die nächste Generation loslegen kann.

 

(Manja Jonas, ehem. Koordinatorin bei der "Unternehmensnachfolge in Mecklenburg-Vorpommern")