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Wussten Sie, ...

dass die Bürgschaftsbank Mecklenburg-Vorpommern, Trägerin des Projektes NACHFOLGEZENTRALE MV, bereits rund 530 Unternehmensnachfolgen durch Hilfe bei der Finanzierung begleitet hat? Was eine Bürgschaft ist und was sie kann, erfahren Sie hier.

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Möwe Teigwarenwerk GmbH wird fortgeführt: Der Nachfolger Mirko Bröcker im Interview

23.04.24

Erfolgreiche Nachfolgeregelung: Möwe Teigwarenwerk GmbH

Logo Möwe Teigwarenwerk GmbH

Das in 1952 in Waren (Müritz) gegründete Unternehmen Möwe Teigwarenwerk GmbH blickt auf eine lange Geschichte zurück. Mehr als 30 Jahre lang war Wolfgang Sengewisch Geschäftsführer von dem Nudelhersteller. Nun heißt es für ihn Abschied nehmen: Nach langer Suche hat Herr Sengewisch gemeinsam mit der Nachfolgezentrale MV einen Nachfolger gefunden – Mirko Bröcker aus Rostock hat im September 2023 die Führung übernommen.

Frank Bartelsen, Projektleiter der Nachfolgezentrale MV fügt hinzu: „„Wir geben Tradition eine Zukunft!“ ist unser Slogan und Anspruch. Wir freuen uns sehr darüber, für das traditionsreiche Unternehmen einen Nachfolger gefunden zu haben!“

Die Nachfolgezentrale MV hat Mirko Bröcker interviewt:

1. Woran haben Sie gemerkt, dass Sie gern selbstständig sein möchten?

Ich war bereits einmal selbständig mit einem Start-up und hatte diese Zeit sehr geschätzt. Allerdings war das Geschäftsmodell nicht ausgereift, sodass ich den Betrieb dann vor einigen Jahren eingestellt habe. Der Drang zur Unabhängigkeit von den Entscheidungen anderer ist mein Antrieb für die Selbständigkeit. Das ist für mich gelebte Freiheit, was mir sehr viel bedeutet.

2. Welche Erfahrungen/Qualifikationen bringen Sie aus Ihrer vorherigen Tätigkeit mit?

Ich war zuletzt mehrere Jahre Geschäftsführer eines produzierenden Unternehmens in der Lebensmittel- und Pharmaindustrie. Dadurch habe ich umfangreiche technische und regulatorische, aber auch vertriebsseitige Erfahrungen, was die Anforderungen an die Nachfolge für dieses Unternehmen betraf. 

3. Wie sind Sie auf die NACHFOLGEZENTRALE MV aufmerksam geworden?

Auf der Internetsuche über ein Nachfolgeportal der KfW, von dem ich mal gelesen hatte, stieß ich auf die Seite der Nachfolgezentrale MV.

4. Waren Sie sich schnell sicher, dass Sie das passende Unternehmen gefunden haben?

Nein, auch wenn die Kriterien meiner Suche größtenteils entsprachen (Industrieunternehmen, Branche, Lage der Firma), brauchte es noch weitere Informationen, bevor ich mir sicher sein konnte. 

5. Wie lange hat der Prozess gedauert?

In Summe ca. ein halbes-dreiviertel Jahr, bis wir uns im Grunde genommen einig waren. Dann aber noch weitere einmal drei Monate, bis steuerlich und vertraglich alles geregelt war. 

6. Welches waren die größten Herausforderungen im Prozess und wie haben Sie diese bewältigt?

Anfangs war es die Ungewissheit bezüglich einiger aus meiner Sicht kritischer Unternehmensaspekte: wie alt ist die Belegschaft? Gehen alle gleichzeitig in Rente in den nächsten Jahren? Welche Kaufpreisvorstellungen hat der Verkäufer? Durch intensives Kennenlernen und Transparenz im Verkaufsprozess konnten diese aus dem Weg geräumt werden. Später war eine Herausforderung dann die Umsetzung der vertraglichen Gestaltung, weil Verkäufer und Käufer unterschiedliche Auffassungen zur Bedeutung von Vertragsklauseln hatten. Durch ein Aufweichen der Mindestgarantien konnte der Verkäufer dann aber überzeugt werden. 

7. Welche besonderen Vorzüge hatte für Sie die Idee der Unternehmensnachfolge im Vergleich zu einer Start-up-Gründung?

Ein Start-up hatte ich bereits einmal gegründet. Da ist die Unsicherheit bzgl. der Geschäftsentwicklung viel größer und man kommt schneller an Grenzen als bei einem etablierten Unternehmen mit bestehendem Kunden- und Lieferantenstamm sowie erfahrenen Mitarbeitern.  Auch wenn das Wachstumspotential für das Unternehmen bei einer Nachfolge geringer ist, sind die Risiken erst einmal viel kleiner. 

8. Was sind Ihre Ziele und welche Herausforderungen sehen Sie für die Zukunft?

Ich will aus Möwe wieder eine regionale Marke im Einzelhandel machen. Ziel ist ein Marktanteil von 5% in den nördlichen neuen Bundesländern. Aufgrund fehlender Markenpflege und Konzentration auf (margenarmes) Industriegeschäft ist die Marke in den letzten Jahren verblasst. Durch diese Ausrichtung verdiente Möwe bisher auch wenig Geld, um dringende Investitionen selber zu finanzieren. Im ersten Schritt werden daher die Preise für Kunden erhöht, was auf erstaunlich wenig Widerspruch stößt. Mit diesen zusätzlichen Erträgen sollen dann die notwendigen Investitionen finanziert werden. Es sind umfangreichere Investitionen in die Marke, aber auch in technische Gegebenheiten am Standort (Lagerflächen, Verpackungsmaschinen) notwendig. Eine Herausforderung wird sein, dass man auch mal auf das Risiko eines Kundenverlustes hin „nein“ wird sagen müssen zu den Vorstellungen einiger Einzelhändler. Das bedeutet zwar im ersten Schritt kurzfristig Umsatzverlust, schafft aber gleichzeitig dann freie Produktionskapazitäten für die Gewinnung neuer Kunden. 

9. Gibt es einen Rat, den Sie für andere Nachfolgeinteressierte haben, die diesen Weg noch antreten möchten?

Nicht von scheinbar schwierigen Herausforderungen wie einem Investitionsstau abschrecken lassen. Man löst nicht alles auf einmal, aber Stück für Stück wird man vorankommen.  Jedes Problem bietet auch die Chance, etwas in Zukunft anders und besser zu machen. Wichtig aus meiner Sicht ist es, sofort nach Übernahme die Mitarbeiter des Unternehmens mit ins Boot zu holen. Transparenz in der Sache und klare Kommunikation der neuen Unternehmensziele waren in meinem Fall sehr hilfreich, die Motivation nach Jahren der Ungewissheit über den Fortbestand des Unternehmens wieder zu heben.